Verhalten


Zur Setzzeit werden die Schmaltiere und Schmalspießer abgeschlagen und treten dann einzeln oder in kleinen Jugendtrupps auf. Das hoch beschlagene Tier wird sehr heimlich und steht meistens in abgelegenen Revierteilen, oft in Brombeerquartieren oder defekten Kulturgattern. Gern hält es sich auch an der Grenzkante Wald/Feld auf. 

Im Laufe des Sommers bilden sich die Familienverbände neu und bleiben bis zur Brunft zusammen. Die Hirsche werden als Kolbenhirsche sehr feist, die Bezeichnung "Feisthirsche" trifft auf sie in besonderem Maße zu. Sie stehen in größeren oder kleineren Verbänden meist im Getreide oder in Kulturen und Dickungen, sitzen auch gern auf Grasflächen. Die dunklen Bastgeweihe fallen in der Erntezeit dann im gelben Gras und Getreide stark ins Auge und "prahlen" ebenso, wie nachher die helleren Geweihe im Gegensatz zu ihren dunklen Trägern. 

Die Brunft spielt sich weitgehend in der Deckung ab; außerhalb ist nur des Nachts reges Brunftgeschehen, auch im Feld, zu beobachten. Es scheint sich aber auch da mehr um Auseinandersetzungen zwischen Hirschen als um Beziehungen zwischen den Geschlechtern zu handeln. In der Spätbrunft wandern einzelne Hirsche oft weit umher, auch am Tage. Der arttypische Brunftschrei ist ein langgezogenes, an- und abschwellendes sehr lautes Pfeifen. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Hirsche für das menschliche Ohr wenig oder gar nicht. 

Deutlich erkennbar sind an ihrem Schrei jedoch die älteren Hirsche, sie hängen an das Ende des ca. vier Sekunden langen Pfeiftons ein rothirschähnliches Knören. Im Gegensatz zum Rothirsch kennzeichnet dieses Knören - weil es wesentlich tiefer ist als der Schrei selbst- beim Sika den älteren Hirsch. 

 

Ein Treiben wird manchmal beobachtet, ein Beschlag sehr selten. Brunftkämpfe finden in der Regel nur zwischen gleich alten Hirschen der mittleren Altersklasse statt. Sie werden oft mit großer Ausdauer geführt, sind aber dennoch deutlich ritualisiert. Rein scherzend kreuzen die Jüngsten sehr oft die Geweihe. 

Beim Fegen werden keine nennenswerten Schäden verursacht, Fegestellen findet man auch selten. Ärgerlicher für den Forstmann ist das bei Brunftbeginn häufig beobachtete mutwillige Aufschlitzen der Rinde von Eschen mit dem Geweih, vor allem mit Aug und Mittelsprosse. Ebenfalls zum Beginn der Brunft fallen die vielen Schlag- und Plätzstellen an Fichtenästen und Büschen auf. Besonders nach oben scheint der Sikahirsch gern zu schlagen. Schälschäden, besonders im zeitigen Frühjahr, sind regional und vom Standort her sehr unterschiedlich.

 

Eine Vielzahl ausgedehnter und stark frequentierter Suhlen wie auch Brunftgruben kennzeichnet das Hirschrevier. Nicht selten trifft man einen Brunfthirsch, dessen Körper und Geweih über und über mit Schlamm verkrustet sind, so dass, zumal bei Dämmerung, ein Fehlansprechen leicht möglich ist. Im Revier Cadinen suhlt der Hirsch nach einer mündlichen Mitteilung von Suminski seltsamerweise nicht. 

Gelegentlich tritt bei den Hirschen, vor allem während der Brunft, eine Art Reflexsperre auf, so dass sie vor Bäumen, Gräben, Büschen wie angewurzelt stehen, das Haupt gesenkt und mit verdrehten Lichtern. Die Annäherung des Jägers, vor allem auch von Fahrzeugen, wird völlig ignoriert. Auch suchende Hirsche gegen Ende der Brunft "sehen und hören oft nichts", zumindest nichts außerhalb des Brunftgeschehens.