Ökologie


Am Boden liegendes Laub, z. B. Esche, wird gerne aufgenommen. Knospen werden auch sehr gerne geäst. In frischen Holzeinschlägen steht das Sikawild sofort! Himbeere und Brombeere sind hierzulande eine wesentliche Hegegrundlage. 
 Wichtig ist das Vorhandensein von Wasser zum Schöpfen und Suhlen, vor allem für Hirsche.
 Am eifrigsten stellen die Sikas den Rüben nach. Frisch gehackte Äcker wie auch herangewachsene Rübenschläge sind nicht vor ihnen sicher. Den während der Ernte aufgeschichteten Rüben statten sie regelmäßige Besuche ab, hierin allerdings noch wesentlich übertroffen vom Damwild. Verbissschäden am Nadelholz treten kulturbedingt selten auf, an Sitkafichten allerdings nicht. 
Laubholzkulturen werden weitgehend gegattert, so dass zu diesem Punkt keine eindeutigen und allgemeingültigen Aussagen gemacht werden können. 
Das Sikawild schält bei vielseitigem Nahrungsangebot kaum. Etwaige Schäden treten vor allem bei jungen Eschen in manchen Frühjahren in Erscheinung. Dieses "Wohlverhalten" wird einerseits auf die günstige Ernährungsbasis - vor allem auch außerhalb des Waldes (beste Böden, Weizen-, Rapsund Zuckerrübenanbau) - zurückgeführt, andererseits mag es auch auf verbesserter Winterfütterung beruhen. Unangenehm sind eigentlich nur die Kraftmeiereien mancher Hirsche an Eschen- und anderen Stämmen, wenn sie die Rinde mit ihren Geweihen aufritzen, besonders wenn das Geschlechterverhältnis nicht stimmt (wesentlich unter 1:1).
Zwar ein, aber nicht der beste Maßstab für eine (Winter-)Fütterung des Hochwildes sind die Fütterungsregelungen des Bundesjagdgesetzes, und die jeweiligen Fütterungsverbote der Ländergesetze. Lässt man diese einmal in der Gesamtbetrachtung außer acht, so ergibt sich für unser Sikawild nach heutigen Kenntnissen und Erkenntnissen, dass in unseren Regionen, der von Menschen geschaffenen und genutzten Landschaft, eine Zufütterung solch starken Wildes aus verschiedenen Gründen nicht vernachlässigt werden darf. Auch unser Wild ist, wie alles Hochwild in Mitteleuropa, "Tier von des Menschen Gnaden" (Beninde). 
 
Das bedeutet, dass eine herbstliche Zufütterung in der weitgehend ausgeräumten Landschaft angebracht erscheint, denn Mastbäume und andere Energiebildende Herbstäsung sind bis auf Reste reduziert. Bei dieser Ausgangsposition im Herbst kann das Sikawild, zumal bei Rudelbildung, im auslaufenden Winter dann gar nicht anders - als eben schälen. Schälschäden aus Gründen des knappen Nahrungsangebotes können verhältnismäßig leicht bekämpft werden, indem bereits im Herbst - möglichst ab Oktober - Futter aus Gehaltsrüben und anderem Kraftfutter dargereicht wird.
 
Es gibt aber noch eine andere Ursache des Schälens, die wesentlich schwieriger zu beheben ist: die ständigen Störungen im Revier. Sie zu unterbinden, bleibt in der heutigen Zeit leider meistens beim Versuch. In seinem zwangsläufigen Rhythmus von Äsungsaufnahme, Wiederkäuen und Verdauen wird das Wild immer wieder gestört und unterbrochen. Die Folge ist, dass es nun jede Gelegenheit benutzt, hier und da zu naschen, und schließlich wird das stete Knabbern fast zur Neurose. Parallelen aus der Huftierhaltung sind leicht zu finden. 
 
In ruhigen Revieren dagegen, wo das Wild nicht ständig auf den Läufen zu sein braucht, kann sich die Winterfütterung sogar in Notzeiten auf mehr symbolische Gaben beschränken, ja soll sogar eine hochwertige Pansenfüllung vermieden werden. Hofmann hat zwar festgestellt, dass der Wiederkäuermagen des Sikawildes "effektiver" ist als der z. B. des Rotwildes, konstatiert aber ebenso unumstößlich, dass jede unnötige Aktivierung des in Winterruhe befindlichen Verdauungssystems und der gesamten weiteren Physiologie durch reichliches Futterangebot eher schadet.
 
Ein anderer wichtiger Punkt ist die Wiederaufnahme der Fütterung - und zwar verstärkt und verbessert - im Frühjahr. Besonders hiermit sind gute Erfolge bei der Bekämpfung des Schälens erzielt worden. Zuckerrübenschnitzel haben sich bestens bewährt. Oberstes Gebot für jeden Revierinhaber sollte es sein, dem Wild einige Lichtungen, eingesprengte Felder oder Bestandesränder als Ruhezonen zu erhalten, wo es ungestört Äsung aufnehmen kann. Ebenso benötigt das Wild Stangenhölzer oder Dickungen zum Wiederkäuen und Ruhen, in denen es ebenfalls nicht dauernd durch Spaziergänger, Beobachter oder "Pirschende" aufgestöbert wird. Dass es gerade heutzutage nicht ganz einfach ist, über solche Ruhezonen zu wachen, wurde bereits erwähnt.
 
Das Damwild partizipiert von der Fütterung des Sikawildes. Meistens erscheint es entweder früher als das Sikawild (nachmittags) oder viel später in der Nacht. Gleichzeitig stehen beide Wildarten selten an einer Fütterungsanlage. Es konnte auch festgestellt werden, dass manche Fütterungen vom Damwild bevorzugt werden, andere dagegen vom Sikawild, ebenso erscheinen die älteren Hirsche eigentlich nur an einer einzigen regelmäßig. Außerhalb der Fütterungszeit zeigen sich die Arten sehr verträglich.
 
Rehwild nutzt die Hochwildfütterungen kaum. Das sollte bei gemischten Beständen, und das ist ja wohl die Regel, bedacht werden. Eher erscheinen schon einmal Hasen bei den Rüben. So unverträglich die Sikas oft innerhalb der eigenen Art sind (oder scheinen), so duldsam und gutartig treten sie gegenüber Dam- und auch Rehwild auf. Allerdings hält das Rehwild meistens von sich aus eine gewisse Distanz und meidet die Hochwildeinstände.